Personalmangel bei niedergelassenen Ärzten – Lösungen bietet das europäische Ausland
Eschborn. Dass gerade auf dem Land Ärzte fehlen ist nicht neu. Nachfolger für Arztpraxen sind rar. Doch auch angestellte Ärzte sind schwer zu finden. Viele Praxen können personell nicht mehr wachsen und mit ihrer bisherigen Belegschaft nicht mehr alle Patienten zeitnah versorgen. Ein Grund: deutsche Ärzte gehen lieber in die Stadtzentren. Eine Lösung ist die gezielte Rekrutierung aus dem europäischen Ausland.
„Sehr viele Haus- und Fachärzte suchen derzeit angestellte Kollegen für ihre Praxen“, erklärt der Rekrutierungsexperte und Inhaber der in Eschborn ansässigen Personalberatung tw,con. Dr. Thomas Wendel. Sein Unternehmen rekrutiert Ärzte und andere Hochqualifizierte in Süd- und Osteuropa und wird aktuell zunehmend mit dieser Frage konfrontiert. Dabei, so Wendel, sei das Problem nicht allein eines des sogenannten „platten Landes“, längst schon sei dies Realität auch in Klein- und Vorstädten. Immer weniger deutsche Ärzte seien bereit, außerhalb der großen Zentren zu arbeiten. Für den urbanen Vorteil nähmen sogar viele Einkommenseinbußen in Kauf.
Besonders betroffen von dieser Entwicklung seien Allgemeinmediziner, Augenärzte, Hautärzte, Orthopäden, Radiologen und Nuklearmediziner. Allein in Deutschland nach neuen Kollegen zu suchen, sei oft nicht nur aufwändig, sondern auch aussichtslos. Zu groß sei der Wettbewerb mit Kliniken und Krankenhäusern sowie Praxen in Zentren. Die Nachfrage nach Ärzten übersteige das Angebot bei weitem.
„Es gibt aber sehr gut ausgebildete, praxiserfahrene und auswanderungsbereite Ärzte in Griechenland, Spanien und Osteuropa“, so Wendel. Diese strebten nicht in die Stadtzentren, sondern sehen vielmehr die generelle Chance auf einen Neuanfang in Deutschland. Oft seien sie aufgrund ihrer Lebenseinstellung und Familienbindung sogar froh, nicht mitten in einer großen Stadt zu sein.
Die medizinischen Ausbildungsstandards und Qualifikationen seien zumeist gut, in Spanien und Griechenland sogar auf einem sehr hohen Niveau. Insbesondere spanische und griechische Ärzte seien deshalb in der Regel sehr schnell einsetzbar. Bei rumänischen und bulgarischen Ärzten könnte es mitunter einige Monate dauern, weil entsprechende Nachschulungen notwendig sein könnten. Doch die lohnten und rechneten sich in einem überschaubaren Zeitraum. Der Personalmangel koste im Verhältnis wesentlich mehr.
Auch die Anerkennungen der ausländischen Abschlüsse und Zertifikate sei im Normalfall einfach. Hier habe die EU in den letzten Jahren vieles erleichtert. Unterschiedlich seien aber die technischen und gerätespezifischen Ansprüche. „Es könnten technische Nachschulungen erforderlich sein“, weiß Wendel aus Erfahrung. Je mehr Geräte in einer Arztpraxis zum Einsatz kommen, umso größer sei der Nachholbedarf. Das lasse sich aber leicht organisieren. Schulungen seien in aller Regel auch notwendig in den Bereichen Krankenkassen-Abrechnung und IGEL-Leistungen. Derart kompliziert und bürokratisiert seien die Strukturen nun mal im Ausland nicht. Das seien neben Sprachlern-Konzepten aber auch die einzigen Herausforderungen. „Hierbei sind die meisten Recruiter gerne behilflich“, so Wendel abschließend. Unterstützung in Anerkennungs- und Verwaltungsfragen, bei Schulungskonzepten und der ganzheitlichen Integration am Arbeitsplatz seien bei der tw.con. die Regel. Hier blieben niedergelassene Ärzte nicht allein, wenn sie sich für Personal aus dem Ausland entschieden.